Grüne Wissenschaftspolitik steht für Freiheit und Verantwortung. In den Hochschulen und Forschungseinrichtungen werden von Klimaschutz bis zu Fragen des Zusammenlebens Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen entwickelt. Die Wissenschaft hat eine Verantwortung für die Entwicklung der Gesellschaft. Sie ist der entscheidende Motor für das Gelingen des ökologischen Umbaus und Taktgeber für nachhaltige Reformprozesse in Wirtschaft und Gesellschaft. Forschung liefert den Menschen neue Erkenntnisse und hat einen gesellschaftlichen Wert, der weit über die ökonomische Verwertbarkeit neuen Wissens hinausgeht.
Grüne Hochschulpolitik sorgt für mehr Chancengleichheit und gleiche Zugänge, damit alle Menschen unabhängig von sozialer Herkunft und Einkommensverhältnissen an Bildung teilhaben können. Wissen schafft neue Perspektiven und eröffnet Chancen. Hochschulfinanzierung ist eine staatliche Aufgabe. Dank grüner Regierungsverantwortung bekommen Hochschulen jetzt 20 Prozent mehr Mittel als in 2013. Wir wollen die Entwicklung der Hochschulen nicht privatwirtschaftlichen Interessen überlassen. Hochschulen brauchen Planungssicherheit durch eine gute Grundfinanzierung, um nicht von Projektmitteln abhängig zu sein. Eine gute Bildung ist die Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben, sie eröffnet beruflichen Aufstieg, ermöglicht gesellschaftliche Teilhabe und fördert die demokratische Entwicklung.
Wissen ist in der Arbeits- und Lebenswelt die zentrale Ressource. Umso entscheidender ist es, den Zugang zu Wissen frei und offen zu gestalten sowie Wissensvernetzung und -transfer zu fördern. Hierzu gehört insbesondere, Wissenschaft und Praxis weiter zu vernetzen, den Austausch mit der Gesellschaft zu stärken, lebenslanges Lernen und Ansätze bürgerschaftlicher Wissensgewinnung (citizen science) weiterzuentwickeln.
Unsere Hochschulen bilden nicht nur die Fachkräfte von morgen aus. Sie haben auch den gesellschaftspolitischen Auftrag, Wissen jenseits der ökonomischen Verwertbarkeit zu vermitteln. Kernelement einer demokratischen Hochschule ist für uns Beteiligung – für alle Lehrenden, Mitarbeiter*innen sowie Studierenden.
Gebührenfreies Studium an gut ausgestatteten Hochschulen
Noch nie zuvor in der Geschichte des Landes haben so viele Menschen an niedersächsischen Hochschulen studiert. Zu diesem Rekord hat die Abschaffung der Studiengebühren entscheidend beigetragen. Seit dem Wintersemester 2014/2015 werden dank der grünen Regierungsbeteiligung in Niedersachsen keine Studiengebühren mehr erhoben. Damit haben wir eine unsoziale Zugangshürde beseitigt und mehr Chancengerechtigkeit ermöglicht.
Wir stehen auch zukünftig zu einem gebührenfreien Zugang, damit der Besuch einer Hochschule nicht vom Einkommen der Eltern abhängig ist. Studiengebühren sind unsozial und grenzen aus.
Um Studienabbrüchen entgegenzuwirken und Studierende mit Mehrfachbelastungen zu unterstützen, haben wir GRÜNEN bessere Bedingungen für Langzeitstudierende gestaltet. Wir setzen uns dafür ein, die Langzeitstudiengebühren als nächsten Schritt abzuschaffen.
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine weitere Öffnung der Hochschulen ein, um die nach wie vor zu große Abhängigkeit des Bildungserfolgs von der sozialen Herkunft weiter zu entkoppeln. Wir GRÜNEN wollen, dass mehr Menschen, insbesondere Studierende der ersten Generation, ermutigt werden, ein Hochschulstudium aufzunehmen. Dabei sehen wir die Bildungsberatung als zentralen Schlüssel zur Teilhabe und werden diese weiter ausbauen. Außerdem gilt es, Personen ohne akademischen Hintergrund besser zu berücksichtigen. Und wir wollen eine höhere Durchlässigkeit zwischen dualer Ausbildung und Hochschulstudium schaffen. Darüber hinaus sind uns neue Zugänge für Menschen wichtig, die mit oder aus einem bereits begonnenen Arbeitsleben berufsbegleitend im Sinne einer akademischen Weiterbildung studieren möchten. Hierfür sind besondere Rahmenbedingungen erforderlich – angefangen bei Modellen, bei denen Betriebe berufsbegleitende Studiengänge für ihre Angestellten vollständig oder anteilig finanzieren bis zu mehr Fern- und Teilzeitstudiengängen, um den speziellen Arbeits- und Lebensbedingungen Berufstätiger gerecht zu werden.
Wir begrüßen das steigende Interesse ausländischer Studierender an einem Studium in Niedersachsen. Damit mehr ausländischen Studienbewerber*innen ein Studium ermöglicht wird, setzen wir uns dafür ein, dass die Kapazitäten des Niedersächsischen Studienkollegs, die unter grüner Regierungsbeteiligung bereits deutlich angehoben wurden, auch zukünftig nachfragegerecht ausgebaut werden.
Mit dem Hochschulpakt und dem „Qualitätspakt Lehre“ ist es Bund und Ländern gemeinsam gelungen, der steigenden Studiernachfrage gerecht zu werden und die Lehre zu verbessern. Wir setzen uns für ein Anschlussprogramm ein, das den Hochschulpakt weiterentwickelt, Studienplatzkapazitäten nachfragegerecht
gestaltet und zu einer weiteren Qualitätsentwicklung von Studium und Lehre beiträgt.
Um die Hürden zur Aufnahme eines Masterstudiums zu verringern, haben wir in Regierungsverantwortung die Grenznote beim Übergang vom Bachelorstudium in einen darauf aufbauenden und zulassungsfreien Masterstudiengang abgeschafft. Wir setzen uns auch zukünftig für einen nachfragegerechten Ausbau der Studienplätze sowohl im Bachelor als auch im Master ein, damit mehr Menschen ein Studium möglich gemacht wird.
Wir sorgen für gut ausgestattete Hochschulen sowie gute Bedingungen in Studium und Lehre. Mit der Abschaffung der Studiengebühren hat die Landesregierung Studienqualitätsmittel eingeführt, die den Hochschulen die wegfallenden Gebühreneinnahmen zu 100 Prozent ausgleichen und sich dynamisch an der Zahl der Studierenden orientieren, um die Qualität der Lehre und die Studienbedingungen weiter zu verbessern. Diese Mittel wollen wir auch zukünftig sichern. Mit dem Hochschulentwicklungsvertrag haben die Hochschulen darüber hinaus langfristige Planungssicherheit erhalten und sich zugleich verpflichtet, die Qualität von Studium und Lehre weiterzuentwickeln. Wir GRÜNE setzen uns dafür ein, dass auch zukünftig eine gute Finanzierung für die Hochschulen sichergestellt wird.
Studienangebote müssen mit den Lebens- und Lernbedingungen von Studierenden vereinbar sein. Verschulte Strukturen passen nicht zu einem selbstbestimmten Studienalltag. Wir schaffen den Rahmen dafür, dass ein Studium möglichst flexibel und individuell gestaltet werden kann und auch Raum beispielsweise für ehrenamtliches Engagement gegeben wird. Mit der Reform des Niedersächsischen Hochschulgesetzes haben wir GRÜNEN in Regierungsverantwortung zum Beispiel der Kultur überbordender Anwesenheitslisten als Symbol eines verregelten Hochschulalltags Grenzen gesetzt.
Unser Ziel ist ein Studium, das alle Studierende unabhängig ihres Alters fördert, statt Druck aufzubauen. Wir werden die Möglichkeiten für ein Teilzeitstudium noch weiter verbessern. Hierzu gehört beispielsweise ein flexibler Wechsel von einem Voll- zu einem Teilzeitstudium. Außerdem sollen einzelne Module als Weiterbildungsangebote sowohl mit dem Ziel des Bachelor- als auch des Masterabschlusses vorgehalten werden. Um die Vereinbarkeit von Studium und Familie sowie die Pflege von Angehörigen zu optimieren, setzen wir uns für einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen in den Hochschulen und mehr Flexibilität bei der Studiumsgestaltung und -dauer ein.
Mit der Entwicklung einer neuen MINT-Strategie und der Förderung von Best-Practice-Modellen haben wir uns bereits auf den Weg gemacht, den Studienerfolg zu verbessern. Noch immer ist jedoch die Zahl der Studienabbrecher*innen gerade in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) viel zu hoch. Unser Ziel ist es, die Studierenden bestmöglich zu unterstützen und gute Bedingungen zu gestalten.
Gute Qualität in der Lehre sichern
Für eine gute Lehre sind an den Hochschulen Maßnahmen zur Qualitätssicherung entscheidend. Einen wesentlichen Beitrag leisten hierzu die Lehrevaluationen. Mit der Reform des Niedersächsischen Hochschulgesetzes haben wir GRÜNEN in Regierungsverantwortung festgeschrieben, dass die Ergebnisse dieser Evaluationen an den Hochschulen veröffentlicht werden müssen, um eine höhere Verbindlichkeit zu erreichen. Bei der Gestaltung ihres Lehrangebots sind die Hochschulen zudem aufgefordert, die Rückmeldungen der Studierenden zu berücksichtigen. Zugleich wurde durch die Einrichtung von Ombudsstellen für ein besseres Beschwerdemanagement gesorgt. Wir wollen die Anerkennung von guter Lehre in der Wissenschaftsförderung stärker berücksichtigen. Außerdem wollen wir die Betreuungsverhältnisse evaluieren und bei Bedarf nachsteuern, um die Qualität auch in viel nachgefragten Fächern und Studienschwerpunkten zu sichern.
Fachhochschulen stärken
Fachhochschulen können durch ihre praxisnahe Ausrichtung besonders Studierende der ersten Generation gewinnen und als Motor der regionalen Entwicklung dienen. Mit dem Fachhochschulentwicklungsprogramm (FEP) hat die Landesregierung die Fachhochschulen in einer bundesweit beispielhaften Form gestärkt. Mit dem FEP werden 3.400 dauerhafte neue Studienanfängerplätze aufgebaut und landesweit mehr als 300 zusätzliche Professor*innen eingestellt. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich auch zukünftig für starke und gut aufgestellte Fachhochschulen ein, beispielsweise im Rahmen des neuen Hochschulpaktes und durch die Unterstützung bei der Gewinnung von gut qualifiziertem Personal.
Geistes- und Sozialwissenschaften besser ausstatten
Die Geistes- und Sozialwissenschaften leisten einen elementaren Beitrag für die zukünftige Entwicklung in unserer Gesellschaft. Wir GRÜNEN bewerten das Studienangebot auch an den gesellschaftlichen Anforderungen und sorgen deshalb auch zukünftig für eine gute Förderung der Geistes-und Sozialwissenschaften im Land. Demokratie, Weltoffenheit, soziale Gerechtigkeit, gesellschaftlicher Zusammenhalt und eine nachhaltige Entwicklung benötigen Fachkräfte. Deshalb wollen wir die Trans- und Interdisziplinarität stärken.
Soziale Infrastruktur für Studierende ausbauen
Für ein erfolgreiches Studium braucht es mehr als gut ausgestattete Hochschulen. Gerade Menschen aus einkommensschwächeren Haushalten sind auf eine funktionierende soziale Infrastruktur angewiesen. Wir GRÜNEN haben dafür gesorgt, dass in zusätzlichen günstigen Wohnraum für Studierende investiert wird und die Studentenwerke besser gefördert werden. Diesen Kurs werden wir fortsetzen. Zudem ist es an der Zeit, dass die Studentenwerke zukünftig auch bei der Namensbezeichnung zu Studierendenwerken werden. Bei der Finanzierung der Studentenwerke ist sicherzustellen, dass die Studierenden nicht über Gebühr belastet werden.
Wir setzen uns auf Bundesebene für eine Reform der Studienfinanzierung ein, um das Studieren besser zu finanzieren. Die Einkommensgrenzen für das BAföG sollen angehoben werden und tatsächlich bedarfsdeckend sein; die Verwaltung möchten wir vereinfachen. Wir setzen uns für die Gestaltung einer gerechten Studienfinanzierung ein, die allen Menschen unabhängig vom Einkommen ein Studium ermöglicht. Auch ein gut ausgebautes Stipendiensystem kann dafür kein Ersatz sein.
Sanierungsstau abbauen
Die Landesregierung hat zusätzliche Mittel für eine gute Infrastruktur bereitgestellt, um dem Sanierungsstau an den Hochschulgebäuden entgegenzuwirken. Die Haushaltslage des Landes erfordert es jedoch, Prioritäten zu setzen. Da die Hochschulkliniken nicht nur lehren und forschen, sondern auch Patient*innen versorgen, haben wir GRÜNEN hier in Regierungsverantwortung mit einem umfangreichen Sanierungsprogramm den Schwerpunkt gesetzt. Aber auch die anderen Hochschulen profitieren von zusätzlichen Investitionen insbesondere in Gebäude, die unmittelbar Studium und Lehre zugutekommen. Diesen Weg wollen wir konsequent fortsetzen und alles tun, um den enormen Sanierungsbedarf im Hochschulbereich abzubauen.
Das Land allein wird es jedoch nicht schaffen, alle nötigen Maßnahmen zu finanzieren. Daher setzen wir uns dafür ein, dass auch der Bund seiner Verantwortung gerecht wird.
Mehr Beteiligung an demokratischen Hochschulen
Wir haben die Beteiligungskultur an den Hochschulen verbessert. Die Senate als demokratisch gewählte Gremien, in denen alle Statusgruppen der Hochschulen vertreten sind, haben mehr Rechte erhalten und wurden gestärkt. Studierendenvertretungen und Personalvertretung haben ebenso wie die Gleichstellungsbeauftragten mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten bekommen. Durch die Einführung der Studierendeninitiative haben wir im Sinne eines studentischen Bürgerbegehrens ein neues Beteiligungsinstrument eingeführt, um studentischen Belangen mehr Sichtbarkeit und Gewicht zu verleihen.
Wir setzen uns dafür ein, dass alle, die an den Hochschulen lehren, arbeiten und studieren, die Chance haben, sich zu beteiligen. Für demokratische Hochschulen haben die Senate und Fakultätsräte eine zentrale Bedeutung. Mit der Reform des Niedersächsischen Hochschulgesetzes haben GRÜNE die Möglichkeit geschaffen, dass auch Studierende Mitglied des Präsidiums werden können. Wir wollen insbesondere die Mitbestimmung der Studierenden weiter stärken. Die Senate und Fakultätsräte müssen die gleichberechtigte Beteiligung aller Statusgruppen ermöglichen und verstärkt die strategische Entwicklung innerhalb der Hochschulen mitgestalten. Daher haben wir in unserer Regierungsarbeit auch der LandesAstenKonferenz als landesweiten Interessenvertretung der Studierenden mehr Gehör verschafft. Wir setzen uns dafür ein, dass die Studierendenvertretungen auch zukünftig weiter Gehör finden und sich zu allen Belangen der Studierenden äußern können.
Ein positives Beispiel für studentische Mitbestimmung sind für uns die Studienqualitätskommissionen, die mindestens zur Hälfte mit Studierenden besetzt sind. Die Studierenden bestimmen entscheidend mit, wie die zusätzlichen Mittel des Landes eingesetzt werden, um Lehre und Studienbedingungen zu verbessern. Auch in weiteren Bereichen, in denen verfassungsrechtlich keine Mehrheit der Professor*innen vorgeschrieben ist, möchten wir mehr Beteiligungsrechte für Studierende und Beschäftigte gestalten. Wir stehen zur demokratischen Hochschule und wollen keine Verlagerung von Entscheidungsbefugnissen aus den gewählten Gremien. In diesem Sinne sehen wir Hochschulräte als außeruniversitäre und unternehmerische Aufsichtsräte kritisch. Die Vernetzung zwischen Hochschulen und Gesellschaft muss im öffentlichen Diskurs stattfinden.
Gute Arbeitsbedingungen und Gleichstellung
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich dafür ein, den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern und auch für wissenschaftliche Mitarbeiter*innen und den Mittelbau bessere Beschäftigungsbedingungen in der Wissenschaft zu schaffen. Wer kluge Köpfe halten und fördern will, muss gute Arbeitsbedingungen schaffen und den Mitarbeiter*innen der Hochschulen Zukunftsperspektiven bieten. Mit der Reform des Niedersächsischen Hochschulgesetzes haben wir gute Arbeitsbedingungen als Aufgabe aller Hochschulen festgeschrieben. Durch den Druck der Länder ist es auch auf Bundesebene gelungen, eine Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes zu erreichen. Aber die darin enthaltenen Befristungsregeln werden nicht ausreichen, um substanzielle Verbesserungen zu erreichen. Um die Planungssicherheit zu verbessern, haben wir GRÜNEN in der Novelle des niedersächsischen Hochschulgesetzes festgeschrieben, dass die Laufzeiten der Verträge von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen grundsätzlich an die Promotionsdauer und die Projektlaufzeit gebunden sind. Wir werden uns weiterhin für Mindestlaufzeitregelungen von Arbeitsverträgen einsetzen. Die beruflichen Perspektiven des wissenschaftlichen Nachwuchses wollen wir durch neue akademische Karrieremodelle auch für den Mittelbau stärken. Das gilt beispielsweise für Juniorprofessuren und den weiteren Ausbau von Tenure Track – ein Verfahren, das nach einer befristeten Bewährungszeit eine Lebenszeitprofessur ermöglicht. Dabei ist darauf zu achten, dass das Bund-Länder-Programm zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und des Tenure Tracks auch zukünftig finanziert wird. Um eine freie Wissenschaft und faire Beschäftigungsbedingungen sicherzustellen, den sogenannten Mittelbau auszufinanzieren und mehr Dauerstellen zu ermöglichen, muss jedoch auch der Bund endlich seine Verantwortung übernehmen. Lehrbeauftragte sind ein wichtiger Teil der Hochschullehre. Wir setzen uns auch hier für gute Arbeitsbedingungen ein und wollen unnötigen Verwaltungsaufwand für diese Tätigkeit reduzieren, um ihre Lehrtätigkeit zu stärken.
Auch wenn rund die Hälfte der Studierenden und Promovierenden Frauen sind, spiegelt sich dieses Verhältnis in den Professuren und Leitungsfunktionen der Hochschulen immer noch nicht wieder. Für uns GRÜNE ist Gleichstellung eine gesellschaftliche Querschnittsaufgabe, die wir auch an den Hochschulen weiter vorantreiben wollen. Insbesondere der Übergang von Promotion zur Professur muss verbessert werden, damit Frauen gleiche Karrierechancen haben (siehe 6.3, Gleichstellung).
Exzellente Hochschulen
WWir sorgen für exzellente Hochschulen und Spitzenforschung. Dabei ist für uns GRÜNE klar: Exzellente Ergebnisse in der Spitze sind nur durch eine gute Aufstellung in der Breite möglich – sie bedingen sich gegenseitig und geben einander neue Impulse. Niedersachsen verfügt im Bereich der Forschung über bundesweite Exzellenz und hat gute Perspektiven bei der neuen Exzellenzstrategie von Bund und Ländern. Gegenüber der Bundesregierung hat Niedersachsen gemeinsam mit den anderen Ländern in den Verhandlungen der neuen Initiative durchgesetzt, dass nicht nur einige wenige Hochschulen, sondern Spitzenforschung im gesamten Bundesgebiet gefördert wird.
Forschung transparent gestalten
Wissenschaft hat eine gesellschaftliche Verantwortung. Wir haben für mehr Transparenz in der Forschung gesorgt und den Austausch zwischen Wissenschaft und Gesellschaft verbessert. Der gerade bei kritischen Forschungsvorhaben insbesondere im Bereich von Risikotechnologien und militärisch relevanten Projekten notwendige Diskurs hat durch die Veröffentlichungspflicht und die Einführung von Ethikkommissionen an allen Hochschulen mehr Gewicht bekommen.
Wir setzen uns dafür ein, die Rolle der Ethikkommissionen weiter zu stärken und sorgen für transparente und verantwortungsvolle Forschung, die Impulse für den ökologisch-nachhaltigen Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft gibt. Daher wirken wir darauf hin, dass sich alle Hochschulen ein Leitbild geben, mit dem sie sich zu ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bekennen. Wer forscht zu was in wessen Auftrag? Diese Frage steht im Mittelpunkt der im Dialog mit den Hochschulen erarbeiteten Leitlinien zur Transparenz. Unser Ziel ist eine gemeinsame, der Öffentlichkeit zugängliche Datenbank, die Informationen zu Forschungsprojekten aller Hochschulen einheitlich darstellt.
Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung
Wissenschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Gestaltung des ökologischen Umbaus und der gesellschaftlichen Entwicklung. Ob Klimaschutz, Agrarwende oder Zusammenhalt: Die großen Herausforderungen unserer Zeit werden wir ohne die Lösungskompetenz der Wissenschaft nicht stemmen können. Das Forschungsprogramm Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung werden wir deshalb weiter entwickeln und ausbauen und auch die Vielfalt der Wirtschaftswissenschaften fördern.
Noch immer werden zu Forschungszwecken gerade im medizinischen Bereich Tierversuche durchgeführt. Daher haben wir GRÜNEN in Regierungsverantwortung einen neuen Forschungsverbund zur Förderung von Ersatzmethoden auf den Weg gebracht. Wir setzen uns dafür ein, Alternativen zu Tierversuchen weiter voranzubringen (siehe 3.4, Tierschutz). Auch Verhaltensbiologie und Tierschutzethik sollen weiter verstärkt Eingang in die Curricula der Hochschulen finden.
Wissenstransfer stärken
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN haben den Wissenstransfer ausgebaut, denn Hochschulen und Forschungseinrichtungen sind wichtige Impulsgeber für die Regionen. Davon profitieren Unternehmen, die dadurch die Chance erhalten, neue Produkte zu entwickeln und effektiver und ressourcenschonender zu arbeiten – und die gesamte Gesellschaft. Ein Beispiel hierfür ist die „Open Hybrid LabFactory“ in Wolfsburg, in der die Forscher*innen Leichtbauteile für einen effizienten und ökologischen Automobilbau entwickeln.
Wissenschaft digitalisieren
Die Digitalisierung bestimmt schon heute den Alltag in der Wissenschaft. Die Landesregierung hat gemeinsam mit den Hochschulen eine Digitalisierungsstrategie erarbeitet. Diese gilt es konsequent weiterzuentwickeln, um Herausforderungen zu begegnen und Chancen bestmöglich zu nutzen. Alle Hochschulen müssen Zugang zu der modernsten digitalen Infrastruktur haben. Verständliche Darstellungsformate, eine breite Präsenz der Wissenschaft im öffentlichen Diskurs und eine konsequente Umsetzung der Open-Access-Strategie erleichtern den Wissenstransfer in die Gesellschaft und ermöglichen, dass die Bevölkerung an öffentlich geförderter Forschung aktiv partizipiert. Dies steigert zudem die Akzeptanz für den Einsatz öffentlicher Mittel für die Forschung.
Die Digitalisierung bestimmt längst das Arbeiten an unseren Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Sie schafft neue Möglichkeiten für vernetztes Arbeiten und Austausch, sie erleichtert die Aufbereitung und Nutzung von Wissen. Lehrende und Studierende profitieren von digitalen Lehr- und Lernplattformen, gelangen schneller und leichter an Informationen. Wissen wächst, wenn es geteilt wird. Um diese Chancen nutzen zu können, bedarf es eines bildungs- und forschungsfreundlichen Urheberrechts. BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN setzen sich für eine Bildungs- und Wissenschaftsschranke ein, um den notwendigen Zugang zu digitalen Werken unter fairen Bedingungen für alle Seiten zu gewährleisten. Nur so kann sichergestellt werden, dass Studierenden Lehr- und Lernmaterialien sowie Veranstaltungsaufzeichnungen frei zugänglich gemacht werden. Mit der aktuellen Reform des Urheberrechts konnte durch den Druck der Länder ein Schritt in die richtige Richtung erreicht werden, so dass Teile von urheberrechtlich geschützten Werken digital und pauschal vergütet zur Verfügung gestellt werden können.