Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen ist für unser Überleben von grundlegender Bedeutung und von Beginn an das zentrale Anliegen der GRÜNEN. Gemeinsam mit der Umweltbewegung konnten wir in vielen Bereichen erhebliche Fortschritte erzielen.
Das eigentliche Ziel, eine nachhaltige Wirtschaftsweise, die die Naturressourcen nicht übernutzt, ist aber noch in weiter Ferne. Der Verlust an kostbaren Böden durch Versiegelung und Übernutzung ist ungebremst. Trotz des engagierten Naturschutzes geht das Artensterben weiter. Einträge vor allem aus der Landwirtschaft belasten unser Grund- und Oberflächenwasser und die Ökosysteme von Gewässern und Meeren sind von hormonaktiven Substanzen, Medikamentenrückständen und Mikroplastik bedroht. Grüne Umweltpolitik bleibt gefordert.
Unsere Natur braucht Schutz
Wer die Natur liebt und schützen will, den wird es freuen: Nicht nur Luchs und Wolf sind zurück – auch die Bestände von Weißstorch und Fischotter sind erheblich angestiegen. Leider werden die Roten Listen bedrohter Tier- und Pflanzenarten dennoch immer länger. Arten wie die Feldlerche, das Rebhuhn und viele Wiesenvögel sind selten geworden. Mit dem Feucht- und Nassgrünland verschwinden auch bis vor kurzem noch verbreitete Pflanzenarten wie die Sumpfdotterblume. Das biologische Gleichgewicht gerät durcheinander: Der dramatische Rückgang der Insekten ist unter anderem eine Ursache dafür, dass viele Vogelarten inzwischen deutlich weniger Junge aufziehen. Hauptursache ist eine intensive Landnutzung mit übermäßigem Einsatz von Dünger und Pestiziden in Monokulturen. Der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen darf sich nicht auf Restflächen beschränken, sondern muss in der gesamten Landschaft umgesetzt werden. Umso dringlicher ist es, dass der Naturschutz in der Landespolitik noch viel stärker gemacht wird. Grüner Einsatz gewinnt Lebensräume für Tiere und Pflanzen zurück und sichert unsere Ökosysteme.
Die Rückkehr des international streng geschützten Wolfes ist ein Beispiel für den Erfolg des Artenschutzes. Es ist verständlich, dass die Existenz eines Wildtieres nach so langer Abwesenheit in der Bevölkerung sowohl mit Interesse, Freude und Zustimmung als auch mit Verunsicherung und Ängsten aufgenommen wird. Unsere Aufgabe bleibt es, sowohl über die positiven Wirkungen des Artenschutzes als auch über die Probleme und möglichen Gefährdungen aufzuklären und zwischen den unterschiedlichen Interessen zu vermitteln. Dass die Sicherheit des Menschen dabei stets Priorität hat, versteht sich von selbst. Mit der Einrichtung des Wolfsbüros, dem finanziellen Ausgleich von Nutztierrissen für Tierhalter*innen und der Förderung von Präventionsmaßnahmen, dem Aufbau eines Netzes an Wolfberater*innen, einem umfangreichen Wolfsmonitoring und einer verstärkten Öffentlichkeitsarbeit sind schon jetzt eine ganze Reihe wichtiger Voraussetzungen für den Umgang mit dem Wolf geschaffen worden. Diese Instrumente wollen wir weiterentwickeln. Weidehaltung ist diejenige Tierhaltung, die GRÜNE fördern wollen, deshalb muss Weidetierhalter*innen bei Wolfsrissen schnell und unbürokratisch geholfen werden.
Naturschutz braucht Raum
Wir GRÜNEN haben in Regierungsverantwortung eine Naturschutzstrategie vorgelegt. Mit dem Landschaftsprogramm und Konzepten zur Entwicklung vernetzter Biotopsysteme setzen wir die nationale Strategie zur biologischen Vielfalt konsequent um. Für die herausragenden Flächen des Naturschutzes, die europäisch geschützten Natura-2000-Gebiete ist das Land in der Verantwortung. Gemeinsam mit den Landkreisen und Kommunen sichern wir diese wichtigen Flächen des Naturschutzes. Für die Betreuung sind die ökologischen Stationen vor Ort von zentraler Bedeutung.
Mit einem reformierten Naturschutzgesetz wollen wir den Grünland- und Biotopschutz stärken. Mit der Reform der Naturschutzförderprogramme wurden der Vertragsnaturschutz ausgebaut und Fördermaßnahmen bei den Agrarumweltprogrammen umgesetzt. Damit schaffen wir weitere Anreize für Land- und Forstwirte, zum Erhalt und zum Schutz von Lebensräumen in unserer Kulturlandschaft beizutragen. Zukünftig wollen wir die Artenschutzprogramme noch wirksamer ausgestalten: Dazu gehören Programme zum Schutz unserer Wiesenvögel und ein Umbau der Ausgleichsleistungen für Fraßschäden rastender und überwinternder Gänse.
Mit dem neuen Programm „Niedersächsische Moorlandschaften“ schützen wir die verbliebenen Moore und sorgen für die Revitalisierung degenerierter Standorte. Den Einsatz von Torfersatzstoffen wollen wir weiter fördern. Zudem erforschen und entwickeln wir gemeinsam mit der Landwirtschaft klimaschonende Bewirtschaftungsmethoden auf Moorstandorten. Wir werden zudem die Schaffung eines Biosphärenreservates Moorschutz vorantreiben.
Biotope vernetzen
Um die Artenvielfalt zu stärken, wollen wir ein Biotopverbundsystem auf 15 Prozent der Landesfläche schaffen. Zentrale Elemente des Biotopverbundes sind unsere Nationalparks, Naturschutzgebiete und Naturwaldbereiche, die durch Vernetzungselemente wie Gewässerrandstreifen, Wegeseitenränder, Feldsäume und Kleingewässer verbunden werden.
Das „Grüne Band“, ein Verbund wertvoller Naturflächen entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, wollen wir weiterentwickeln und langfristig sichern. Planungen des Bundes für ein „Blaues Band“, ein Programm zur Renaturierung von Fließgewässern und Auen, unterstützen wir.
Wald und Forstwirtschaft
Wir GRÜNEN sehen die Bedeutung des Waldes und streben eine Erhöhung des Waldflächenanteils auf den Bundesdurchschnitt von 35 Prozent an. Die Schutz-, Erholungs- und Nutzfunktion des Waldes sind für uns gleichrangig. Wir GRÜNEN wollen, dass bis 2020 zehn Prozent des Waldes in Landesbesitz aus der forstwirtschaftlichen Nutzung genommen werden, um sich natürlich entwickeln zu können. Dieser Anteil entspricht dem Ziel der nationalen Biodiversitätsstrategie. Bis 2023 wollen wir zudem zwei große Wald-Wildnisgebiete mit mehr als 1.000 Hektar außerhalb des Nationalparks im Solling und im Süntel schaffen. Das Programm zur langfristigen und ökologischen Waldentwicklung in den Niedersächsischen Landesforsten (LÖWE) wollen wir fortführen und weiterentwickeln. Wir GRÜNEN fordern eine Zertifizierung des Landeswaldes nach dem FSC-Standard. Das FSC-Siegel zeichnet Waldprodukte, vor allem Holz, aber auch Harz, Reisig, Beeren oder Pilze aus, die nach Kriterien einer nachhaltigen Waldnutzung gewonnen werden. Auch Privatwaldbesitzer brauchen Unterstützung, um sich nach dem FSC-Standard zertifizieren zu lassen. Wir wollen das niedersächsische Waldgesetz ökologisch modernisieren und dem Naturschutz mehr Raum geben. Wir verscherbeln nicht unseren kostbaren Wald, sondern sorgen dafür, dass die Waldflächen im Besitz der Landesforste in öffentlichem Eigentum verbleiben.
Nationalparks stark machen
Wir stehen für konsequenten Schutz in den Nationalparks Wattenmeer und Harz. Hier sind wichtige Natur- und Rückzugsräume für gefährdete Arten – gleichzeitig macht sanfter Tourismus die Natur erlebbar. Nationalparks sind Räume der natürlichen Entwicklung. Andere Nutzerinteressen wie Fischerei, Tourismus oder Rohstoffgewinnung müssen sich dem unterordnen. Eine weitere Förderung von Öl und Gas im Wattenmeer lehnen wir GRÜNEN entschieden ab.
Auch das Biosphärenreservat Elbtalaue zählt zu den herausragenden Lebensräumen Niedersachsens. Hier gilt es im besonderen Maße, den Hochwasserschutz und den Schutz der verbliebenen Auwaldbereiche miteinander in Einklang zu bringen. Rund um den Drömling, ein früheres Sumpfgebiet an der Grenze zwischen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, entsteht ein weiteres, bundesländerübergreifendes Biosphärenreservat.
In den Nationalparks Wattenmeer und Harz sowie im Biosphärenreservat Elbtalaue kümmern sich jetzt ausgebildete hauptamtliche Ranger und Wildhüter*innen um die Belange der Natur. Sie betreuen die Besucher*innen, überwachen das Einhalten von Regeln in den Schutzgebieten und bieten Führungen an. Dieses Konzept wollen wir mit den gestärkten Nationalparkhäusern und -stationen weiter ausbauen.