Der Klimawandel schreitet schneller voran, als die internationale Klimapolitik handelt. Extremwetterlagen und Wetterschäden nehmen immer weiter zu. Der Pariser Klimagipfel hat 2015 endlich ambitionierte Ziele definiert, doch die nationalen Maßnahmenprogramme fallen noch weit hinter die Notwendigkeiten zurück. Das gilt auch für den deutschen Klimaschutzplan der Bundesregierung, der dem Anspruch, Vorreiter beim Klimaschutz zu sein, nicht gerecht wird. Die Energiewende kann nur mit einer Wende im Strom-, Wärme- und Verkehrsbereich gelingen. Der Einsatz für die Energieeinsparung, den Ausbau der erneuerbaren Energien und den Kohleausstieg muss forciert werden. Ebenso müssen die Verkehrswende und der Kohleausstieg vorangetrieben werden. Für ein exportorientiertes Hochtechnologieland ist der Status quo zu wenig. Die Politik muss Innovationen vorantreiben und damit nicht zuletzt sichere und zukunftsfähige Arbeitsplätze schaffen.
Niedersachsen ist als Küsten- und Agrarland in besonderer Weise von der Klimakrise betroffen. Steigende Meeresspiegel und die wachsende Zahl von Extremwetterereignissen erfordern besseren Hochwasserschutz – an der Küste wie auch im Binnenland. Extreme Niederschläge, Stürme, Hagelschläge und regionale Dürren führen zu immensen Schäden und gefährden die Ernten. Dies gilt bei uns und noch stärker für viele andere Regionen der Welt, wo der Lebensraum vieler Menschen in Gefahr ist. Erfolgreicher Klimaschutz ist daher auch ein entscheidender Baustein bei der Bekämpfung von Fluchtursachen.
Wir fördern die angewandte Forschung zu den Auswirkungen des Klimawandels in Niedersachsen und setzen zur Vorsorge auf frühzeitige Maßnahmen gegen die Folgen des Klimawandels, insbesondere zum Schutz vor Hochwasser und Sturmfluten.
Klimaneutral bis 2050
Wir sind die erste Generation, die die Folgen der Klimakrise spürt und gleichzeitig die letzte Generation, die sie noch abwenden kann. Deswegen haben wir in Niedersachsen in den letzten fünf Jahren die Weichen gestellt und wirksame Maßnahmen eingeleitet. Wir GRÜNEN fordern ein starkes Klimaschutzgesetz mit klaren Landeszielen und ein integriertes Energie- und Klimaschutzprogramm mit konkreten Maßnahmen. Dazu gehört unter anderem ein Investitionsprogramm, mit dem landeseigene Gebäude energetisch saniert werden. Damit die Klimaziele erfüllt werden können, muss der Energiesektor in Niedersachsen spätestens 2050 vollständig treibhausgasfrei (dekarbonisiert) sein – von der Strom- und Wärmegewinnung über die Industrie bis zur Mobilität. Wie eine Versorgung mit 100 Prozent erneuerbarer Energie funktionieren kann, zeigt das Energieszenario der Landesregierung. Hierbei haben wir auch die Situation der energieintensiven Unternehmen im Blick.
Natürliche CO2-Speicher erhalten: Moor und Wald schützen vor dem Klimawandel
Wälder und naturnahe Moore sind wertvolle Kohlenstoffspeicher. Werden Moore entwässert, etwa für den Torfabbau und die landwirtschaftliche Nutzung, geht nicht nur die Artenvielfalt verloren – gleichzeitig wird auch in großem Maße Kohlendioxid (CO2) freigesetzt. Das ist ein wahrer Klimakiller: Bis zu 45 Tonnen CO2-Äquivalente werden jährlich je Hektar ackerbaulich genutzter Moorfläche freigesetzt. Die Treibhausgasemissionen aus entwässerten niedersächsischen Mooren sind fast genauso hoch, wie die des gesamten Verkehrs in unserem Bundesland. Als moorreichstes Bundesland hat Niedersachsen daher eine besondere Verantwortung, die Moore als natürliche Kohlenstoffspeicher zu erhalten.
Wir haben daher ein Moorschutzprogramm auf den Weg gebracht, um die noch halbwegs naturnahen Moore zu schützen und sie klima- und naturschutzgerecht weiterzuentwickeln. Außerdem haben wir den Torfabbau deutlich beschränkt. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen und gemeinsam mit der Landwirtschaft eine klimaschonendere Landbewirtschaftung voranbringen (siehe Kapitel 3, Agrarwende). Wir setzen uns außerdem für einen EU-weiten Moorschutz und eine Verringerung der Torfnachfrage ein, um noch gut erhaltene Moore in anderen Ländern zu schützen. Dazu fördern wir die Erforschung und Verbreitung von Torfersatzstoffen und setzen uns dafür ein, dass die Verwendung von Torfen als Kultursubstrat deutlich abnimmt. Insbesondere den Einsatz von Torf im Hobbygartenbau sowie im Garten- und Landschaftsbau wollen wir durch Beratungs- und Informationsmaßnahmen stark senken.
Als Konsument*innen tragen wir auch Verantwortung für die weltweite Abholzung von Wäldern und damit globaler CO2-Speicher. Insbesondere zur Futtermittelproduktion für unsere Massentierhaltung werden großflächig Naturwälder in den Ländern des Südens gerodet. Umso wichtiger ist es daher, die heimische Futtermittelproduktion zu stärken und die Tierhaltung wieder an die Flächen zu binden (siehe Agrar).
Weil Holz ein guter CO2-Speicher und ein langlebiges Baumaterial ist, begrüßen wir den verstärkten Einsatz von Holz, soweit es aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt.