Am 16. März wurden die berufs- und allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen geschlossen. Ziel war die Eindämmung des Infektionsgeschehens. Heute, am 27.4., beginnt die schrittweise Öffnung – zunächst für die Abschlussjahrgänge. Eine Rückkehr zur „Normalität“ wird erst einmal nicht möglich sein. Bei allen Schritten, die jetzt gegangen werden, müssen neben dem Infektionsschutz die Chancengleichheit und das Wohl der Schüler*innen im Mittelpunkt stehen.
Wir fordern die Landesregierung deshalb auf, Druck von den Schüler*innen zu nehmen und Schule endlich nicht nur als Ort der Notenvergabe und Selektion zu begreifen.
Viel wichtiger als Leistungsbeurteilung ist die Beziehungsarbeit zwischen Lehrer*innen und Schüler*innen. Die Landesregierung muss flexiblere Lösungen ermöglichen und dafür sorgen, dass den Schüler*innen keine weiteren Nachteile entstehen. Mit dem starren Festhalten an Prüfungspflichten wird sie der aktuellen Krisensituation nicht gerecht.
Wir fordern:
- Durchschnittsabschlüsse statt Prüfungsstress
- Sitzenbleiben aussetzen
- keine Anwesenheitspflicht
- Abschulen überspringen
Schüler*innen und Schulleiter*innen fordern zu Recht, die Abschlussprüfungen in diesem Jahr nicht verpflichtend zu machen. Die Vorbereitungsmöglichkeiten sind in keinster Weise angemessen und mit vorherigen Jahrgängen vergleichbar. Verpflichtende Prüfungen, die über zukünftige Lebensläufe wesentlich mitentscheiden, belasten in dieser angespannten Zeit die Schüler*innen stärker, als dass sie nutzen. Daher fordern wir für 2020 die Vergabe von Durchschnittsabschlüssen mit der Möglichkeit, sich durch freiwillige Prüfungen zu verbessern.
Das zweite Schulhalbjahr zeichnet sich durch viele provisorische Maßnahmen aus. Die Möglichkeiten des digitalen Unterrichts sind selten gut genug genutzt, um die Schüler*innen individuell zu fördern. Dies ist aber Aufgabe der Schulen. Daher fordern wir, das zwangsweise Sitzenbleiben in diesem Sommer auszusetzen. Gleiches gilt für das Abschulen zwischen den Schulformen.
Wer in einem Haushalt mit Risikogruppen wohnt oder selbst der Risikogruppe angehört, muss nicht zum Unterricht in der Schule erscheinen. Diese Regelungen begrüßen wir sehr. Aber diese Regelung vergisst die Schüler*innen, die lange Schulwege oder schlichtweg Sorge vor einer Ansteckung haben. In diesen Zeiten fordern wir, dass die Anwesenheitspflicht in der Schule aufgehoben wird. Die Schulpflicht bleibt jedoch bestehen und wird mit digitalen Unterrichtsangeboten und Hausaufgaben erfüllt.