Die niedersächsischen Grünen fordern Bund und Länder auf, die pauschale, kosten- und flächendeckende sowie stabile Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsangeboten sicherzustellen.
„Es ist weiterhin ein Skandal, dass in Deutschland nicht genügend Frauenschutzräume vorhanden sind. Wir fordern deshalb Bund und Länder auf, endlich ausreichend Schutzräume zur Verfügung zu stellen und die finanzielle Ausstattung dafür dauerhaft zu gewährleisten“, sagt die grüne Landesvorsitzende Meta Janssen-Kucz. „Für viele Frauen, die physische oder sexualisierte Gewalt erlebt haben, sind Frauenhäuser und Zufluchtwohnungen häufig der einzige Ausweg, um der Gewalt zu entfliehen.“
Die GRÜNEN in Niedersachsen unterstützen die Aktion von Terre des Femmes „Tür auf! Schutzräume für alle gewaltbetroffene Frauen“. Kernforderung ist eine bundesweite Rechtsgrundlage, um eine pauschale, kosten- und flächendeckende sowie stabile Finanzierung von Frauenhäusern und Beratungsangeboten sicherzustellen.
„Uns ist wichtig, dass die Schutzräume allen von Gewalt betroffenen Frauen offen stehen – unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrem Status“, sagt Sybille Mattfeldt-Kloth, frauen- und genderpolitische Sprecherin im grünen Landesvorstand. „Das Sozialministerium wird im Januar 2017 neue Leitlinien für den Ausbau der Beratungsstellen herausgeben, das wird mehr Sicherheit für Mitarbeiterinnen und Betroffene geben. Dennoch gilt es, genau hinzuschauen, wie auch im ländlichen Raum Frauen Beratungsstellen erreichen können und darauf zu achten, dass auch Sprach- und Dolmetscherleistungen sowie barrierefreie Plätze beim Ausbau berücksichtigt werden.“
Internationaler Tag gegen Gewaltgegen Frauen am 25. November
Die Vereinten Nationen haben den 25. November zum Internationalen Tag zur Beendigung jeder Form von Gewalt an Frauen erklärt. Weltweit machen seitdem alljährlich Frauenorganisationen, Vereine und Initiativen gegen Gewalt an Frauen mobil. Terre des Femmes beispielsweise setzt in diesem Jahr mit der Fahnenaktion „frei leben – ohne Gewalt“ ein weithin sichtbares Zeichen gegen die tägliche Gewalt an Mädchen und Frauen.Gewalt gegen Frauen ist nach wie vor weit verbreitet: Jede vierte Frau erlebt in ihrem Leben mindestens einmal Gewalt durch einen Lebenspartner, so die Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“, die das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend bereits 2013 veröffentlicht hatte. Polizeilich registriert ist nur ein geringer Teil der Beziehungstaten.
In Niedersachsen haben die Fälle von häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr zugenommen: 2015 wurden 16.499 Fälle von häuslicher Gewalt in Niedersachsen angezeigt. Das sind 1.058 mehr als 2014, berichtet die HAZ in ihrer heutigen Ausgabe. Unter häuslicher Gewalt werden in der polizeilichen Kriminalstatistik Straftaten wie sexuelle Belästigung oder Nötigung, Demütigung, Beleidigung, Prügel, Bedrohung, soziale Kontrolle oder Stalking erfasst, die im häuslichen Umfeld passieren. Meist ist die Wohnung der Tatort, etwa 80 Prozent der Opfer sind Frauen. In den insgesamt 41 Frauenhäusern in Niedersachsen haben im vergangenen Jahr 2.086 Frauen und 1.848 Kinder Schutz gesucht. Bundesweit gibt es rund 390 Frauenschutzräume (Frauenhäuser und Zufluchtwohnungen) mit rund 6.800 Plätzen – die bei weitem nicht ausreichen: So mussten über 9.000 Frauen im Jahr 2011 abgewiesen werden.