Gorleben-Treck 1979: Demokratischer Widerstand in einer neuen Dimension

Ein wichtiger Impuls auch für die Gründung der Partei DIE GRÜNEN

Auch nach dem Gorleben-Treck vor 40 Jahren wurden Trecker für den Protest gegen Atomkraft eingesetzt. (Foto von 2010)
Auch nach dem Gorleben-Treck vor 40 Jahren zeigten Landwirte eindrucksvoll mit ihren Treckern ihren Protest gegen Atomkraft (Foto von 2010).
Foto: BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN LV Niedersachsen

„Der Gorleben-Treck vor 40 Jahren war Ausdruck eines breiten gesellschaftlichen Widerstands gegen Atomkraft und gegen Pläne, in Gorleben ein unsicheres Atommülllager zu errichten. Eine Initialzündung für den anhaltenden Einsatz gegen Atomkraft in Deutschland – und ein wichtiger Impuls für die Gründung der GRÜNEN“, sagt Hanso Janßen, Landesvorsitzender der niedersächsischen GRÜNEN. Nach drei Tagen Fahrt aus dem Wendland hatte der Treck am 31. März 1979 die Landeshauptstadt erreicht. Über 100.000 Menschen hatten sich entlang der Strecke und zum Protest in Hannover den ursprünglich nur einigen Tausend Demonstrierenden angeschlossen.

„Damals wurde schnell klar, dass es mehr braucht als Demos, Aktionen und Widerstand: eine parlamentarische Bewegung. So initiierte ein breites Bündnis von der Ökoszene bis hinein ins konservative Lager aus Landwirt*innen, Naturschützer*innen, Friedens- und Frauenbewegten und von der herrschenden Politik enttäuschten Bürger*innen nur wenige Monate später eine neue Partei: DIE GRÜNEN,“ so Janßen.

Aus Sicht der Landesvorsitzenden Anne Kura haben die Atomproteste Deutschland und Niedersachsen positiv verändert: Sie hätten zu neuen Formen der politischen Auseinandersetzung geführt und zu einer Demokratisierung beigetragen. „Bürgerbeteiligung hat einen ganz anderen Stellenwert erhalten“, so Kura. „Demonstrationen wie für eine offene Gesellschaft im letzten Sommer oder jetzt zu Fridays for Future oder gegen Upload-Filter sind heute legitime Protestform selbstbewusster Bürger*innen. Sie sind Ausdruck einer lebendigen Demokratie. Und wir GRÜNEN streiten heute sowohl im Parlament als auch auf der Straße gemeinsam mit vielen zivilgesellschaftlichen Gruppen für eine bessere Zukunft – beides gehört seit 40 Jahren zusammen und beides wird angesichts der dramatischen Klimaerhitzung mehr denn je gebraucht.“

„Der energische Protest, der lange Atem der Vielen gegen die Atomkraft in Deutschland hat viel bewegt, aber er muss weiter gehen. Allein in Deutschland laufen noch sieben Meiler, die letzten werden erst Ende 2022 vom Netz gehen“, unterstreicht Janßen die auch heute bestehende Brisanz der Atomkraft. „Die Endlagersuche muss wissenschaftlichen Kriterien genügen, Gorleben kommt als Standort nicht in Frage. Auch die Brennelementefabrik in Lingen muss geschlossen werden. Wir GRÜNEN stehen konsequent an der Seite derer, die vor Ort mit hohem Einsatz den Protest gegen die Atomanlagen vorantreiben.“

Hintergrund:

Die Bandbreite der Teilnehmenden am Gorleben-Treck reichte von der alternativen Ökoszene bis weit hinein ins wertkonservative Lager, von Landwirt*innen, Lehrer*inne, Umweltaktivist*innen bis Pastor*innen. Der Protest wurde getragen von mutigen Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen, darunter Marianne Fritzen (Gründerin der BI Lüchow-Danneberg), Heinrich Pothmer (Bäuerliche Notgemeinschaft Lüchow-Danneberg) oder Rebecca Harms, der späteren GRÜNEN-Politikerin und heutigen Europaabgeordneten.