Niedersachsen in Bewegung – Für ein gesünderes Leben

Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz am 02./03.11.2024 in Gifhorn

„Wer rastet, der rostet“ und „Sich regen bringt Segen“ – diese altbekannten
Sprichwörter verdeutlichen es treffend: Bewegung ist essenziell für unsere
körperliche Gesundheit. Doch laut dem Robert Koch-Institut gelingt es 52 % der
Deutschen nicht, sich ausreichend zu bewegen. Besonders alarmierend ist die
Situation bei Kindern und Jugendlichen, die einen erhöhten Bewegungsbedarf
haben. Bewegungsmangel führt nicht nur zu einem Verlust an Lebensqualität,
sondern auch zu einer Zunahme von Krankheiten und damit verbundenen
Krankenhausaufenthalten, sowie verkürzter Lebenserwartung. Dies belastet nicht
nur die Einzelnen, sondern auch unser Gesundheitssystem und die Wirtschaft. Laut
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entstehen den Krankenkassen jährlich mehr
als 2 Milliarden Euro an direkten Kosten durch Bewegungsmangel – und die Tendenz
ist steigend. Die indirekten Kosten, etwa durch Arbeitsausfälle, sind noch
erheblich höher.

Dabei erscheint das von der WHO empfohlene Mindestmaß an Bewegung – 21,5 Minuten
täglich für Erwachsene und 60 Minuten für Kinder und Jugendliche – auf den
ersten Blick durchaus machbar. Alltägliche Aktivitäten wie das Radfahren zur
Arbeit oder ein Spaziergang mit dem Hund zählen bereits dazu. Doch die Realität
zeigt: Viele Menschen schaffen es nicht, diese Empfehlungen umzusetzen. Deshalb
müssen die politischen Maßnahmen zur Förderung von Bewegung und Sport deutlich
verstärkt werden.

Unser Einsatz für Bewegung in Niedersachsen

Als Grüne Niedersachsen wollen wir Bewegung als wesentlichen Bestandteil eines
gesunden und aktiven Lebensstils in jeder Lebensphase fördern. Besonders
unterstützen wir dabei die Arbeit unserer Sportvereine und das wertvolle
ehrenamtliche Engagement.

Früh übt sich: Die Basis für lebenslange Bewegung

Die Grundlage für Freude an Bewegung wird in der Kindheit gelegt. Schulen tragen
hier eine besondere Verantwortung, da Kinder und Jugendliche einen großen Teil
ihres Tages dort verbringen. Wir begrüßen daher den „Pakt für Niedersachsen“,
den die Landesregierung in der vergangenen Legislaturperiode gemeinsam mit dem
Landessportbund geschlossen hat. Dieser Pakt unterstützt Projekte zur
Sportförderung in Kitas und Schulen. Auch der Vorschlag eines
„Jugendsportpasses“ ist ein guter Ansatz, den wir auch in Niedersachsen
vorantreiben wollen. Insbesondere für Ganztagsschüler*innen sind ausreichende
Bewegungsangebote entscheidend. Wir setzen uns daher dafür ein, dass die täglich
empfohlene Bewegungszeit von 60 Minuten bei Kindern und Jugendlichen in den
Schulen möglichst umgesetzt wird.

Bewegung am Arbeitsplatz: Gesundheitsförderung für Beschäftigte

Für Beschäftigte, die überwiegend sitzende Tätigkeiten ausüben, ist die
Förderung von Bewegung am Arbeitsplatz besonders wichtig. Wir begrüßen, dass
viele Unternehmen bereits Maßnahmen zur Gesundheitsförderung implementiert
haben. Allerdings profitieren vor allem größere Unternehmen von diesen
Angeboten. Deshalb setzen wir uns verstärkt dafür ein, dass auch kleine und
mittlere Unternehmen bei der Bereitstellung niedrigschwelliger Bewegungsangebote
für ihre Mitarbeiter*innen unterstützt werden.

Breitensport, Ehrenamt und Hauptamt stärken Der Breitensport in Niedersachsen
wird maßgeblich durch das ehrenamtliche Engagement von Trainer*innen,
Betreuer*innen und vielen weiteren Menschen getragen. Dieses soziale Miteinander
fördert nicht nur den Sport, sondern auch die Demokratie. Langfristig kann dies
jedoch nur mit einer stärkeren Unterstützung des Ehrenamtes und des Hauptamtes
gelingen. Gemeinsam mit dem organisierten Sport,der Wissenschaft und der
Wirtschaft wollen wir Strukturen entwickeln, die das Ehren- und Hauptamt im
Breitensport miteinander verbinden und dabei ressourcenschonend und attraktiv
gestalten. Das Hauptamt ist wichtig, gleichzeitig muss dabei die unabhängige
Kultur der Vereine bewahrt werden. Mit der Vereinbarung zur Übernahme der GEMA-
Gebühren durch das Land Niedersachsen für Vereine ist ein erster wichtiger
Schritt getan, um die Vereine finanziell und bürokratisch zu entlasten. Auch in
Zukunft werden wir uns für weitere Maßnahmen einsetzen, die Sportvereine
bürokratisch und finanziell entlasten.

Sport und Bewegung dürfen nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen. Deshalb
begrüßen wir, dass die Mitgliedschaft von Kindern und Jugendlichen im
Sportverein aus Familien, die Arbeitslosengeld II, Sozialgeld, Sozialhilfe,
Kinderzuschlag oder Wohngeld beziehen, aus dem Bildungs- und Teilhabepaket
gefördert wird. Leider wird diese Möglichkeit noch zu selten genutzt. Deshalb
wollen wir gezielter über diese Möglichkeit informieren, und prüfen ob die
derzeitige Höhe der Förderung noch ausreichend ist und uns nötigenfalls dafür
einsetzen, die Höhe an den tatsächlichen Bedarf anzupassen.

Sport findet überwiegend vor Ort statt. Darum arbeiten wir weiter daran,
Sportkonzepte, Sportstättensanierung und weitere Maßnahmen, die den Sport
unterstützen in den Kommunen zu fördern.

Sport für alle: Barrieren abbauen

Die oftmals hohe Belastung durch Care-Arbeit erschwert es vielen Menschen, Raum
für gesunde Bewegung zu schaffen. In einem Teufelskreislauf aus großer Belastung
und daraus resultierender Erschöpfung bleibt wenig Energie, um die eigene
körperliche Gesundheit zu stärken. Wir erkennen dieses Problem an und sehen die
Lösung in mehr staatlicher Unterstützung und Entlastung für diejenigen, die
durch unbezahlte Care-Arbeit zum Funktionieren unserer Gesellschaft beitragen.

Organisationen und Vereine, die sich für unterrepräsentierte Gruppen im Sport
einsetzen – etwa Menschen mit Behinderung, queere Sportler*innen und andere –
verdienen besondere Stärkung und volle Unterstützung.

Sexueller Missbrauch ist ein gesamtgesellschaftliches Problem, das auch den
Sport betrifft. Zahlreiche Fälle sexualisierter und interpersonaler Gewalt im
Spitzen- und Breitensport sind bekannt. Machtmissbrauch in jeder Form gefährdet
die Integrität des Sports. Gewalt darf keinen Platz haben und muss konsequent
bekämpft werden. Sportvereine und -verbände stehen in der Verantwortung,
besseren Schutz vor sexueller Gewalt zu gewährleisten. Die durch die
Bundesregierung begonnenen Maßnahmen müssen weiterverfolgt und ausgebaut werden.
Außerdem begrüßen wir das Kinderschutzgesetz, womit die Förderung von
Schutzkonzepten gegen sexualisierte Gewalt in Sportvereinen in Kooperation mit
dem Landessportbund (LSB) ausgebaut und weitergeführt sowie weiterhin geprüft
wird, wie die Stelle für Schutz vor sexualisierter Gewalt bei der Sportjugend im
LSB mit einer Erweiterung der Kompetenzen im Bereich physische und psychische
Gewalt gestärkt werden kann.

Sport und Bewegung: Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Bewegungsmangel ist kein Luxusproblem. Sport und Bewegung fördern die
Gesundheit, stärken den sozialen Zusammenhalt , können Inklusion stärken und
unterstützen die Integration. Als Grüne Niedersachsen stehen wir hinter allen
Maßnahmen, die darauf abzielen, Bewegung und Sport in der gesamten Gesellschaft
zu fördern.