Silke Meier betreibt in Melle bei Osnabrück zusammen mit ihrem Sohn und ihrer Schwester eine Familienimkerei. Sie betreuen etwa 20 Bienenvölker. Silke Meier ist bei den GRÜNEN aktiv und zudem Vorsitzende des Landesverbandes der Imker in Weser-Ems und stellvertretende Vorsitzende des Imkervereins Melle. Im Gespräch berichtet sie von verlassenen Kirschbäumen und warum es ein Volksbegehren Artenvielfalt braucht.
Seit wann bist du Imkerin?
Zu den eigenen Bienen sind wir im Frühling 2013 gekommen. Die Kirschen standen in allerschönster Blüte und bei meiner Schwester flog keine einzige Biene, bei uns im Garten summte und brummte es wie verrückt. Des Rätsels Lösung: In unserer Nachbarschaft standen Bienenstöcke, bei meiner Schwester, nur wenige Kilometer entfernt, nicht. Wir wurden aktiv und wenige Wochen später standen die ersten Bienenkästen in unseren Gärten.
Das Artensterben betrifft vor allem die Wildbienen. Was sind die Hauptursachen dafür?
Den Wildbienen fehlen die Lebensgrundlagen, also sichere Lebensräume für Fortpflanzung, Übernachtung und Überwinterung sowie genügend passende Pollen und Nektar. Ohne ertragreiche Pflanzen wie zum Beispiel Obstbäume, Linden, Löwenzahn oder Klee finden die Bienen zu wenig Nahrung. Hauptursache ist unsere ausgeräumte Landschaft mit hoher Besiedelungsdichte, versiegelten Flächen und intensiver Landwirtschaft, die durch Überdüngung und hohen Pestizideinsatz geprägt ist. Auch der beginnende Klimawandel scheint Einfluss auf die Bestände zu haben.
Imkern liegt im Trend: Was sind die Gründe?
Die Imkerei wird in Deutschland zu mehr als 90 Prozent von Hobbyimkern betrieben. Vor 10 bis 15 Jahren gab es nur noch wenige Imker, da sich Imkern durch Bienenkrankheiten, Parasiten und ein sorgloser Umgang mit Pflanzenschutzmitteln sowie mangelnde Wertschätzung für den Honig nicht mehr rentierte. Inzwischen steigen die Zahlen der Imker*innen wieder. Mehr als je zuvor sehen sie sich dem Naturschutz und der Wissensvermittelung verpflichtet.
Warum brauchen wir ein Volksbegehren Artenvielfalt?
Privatleute, Imker, Jäger, Landwirte und Umweltverbände engagieren sich bereits zum Schutz der Natur und für mehr Artenvielfalt. Auch bei den ersten Kommunen und Kreisen im Land scheint das Thema anzukommen. Aber viele Menschen in Entscheidungspositionen scheuen sich, aktiv zu werden. Meine große Sorge ist, dass die freiwilligen Maßnahmen, die wir an vielen Orten im Land erleben, nicht ausreichen und nicht nachhaltig gesichert sind. Uns rennt die Zeit davon. Um den Artenrückgang aufzuhalten, braucht es hier viel mehr Tempo und das scheint mir am besten zu gehen mit dem Volksbegehren Artenschutz.Jetzt!