Letzten Freitag (29.11.13) hat unsere grüne Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić, verkündet, dass nun vom Land über das Niedersächsische Vorab der Volkswagenstiftung 15 Millionen Euro für das neu initiierte Forschungsförderprogramm „Wissenschaft für Nachhaltige Entwicklung“ zur Verfügung gestellt werden. Wir haben Gabriele hierzu interviewt:
1. Das neue Forschungsförderprogramm "Wissenschaft für Nachhaltige Entwicklung" ist jetzt angelaufen. Was ist das Besondere an diesem Programm?
Mit dem Programm „Wissenschaft für Nachhaltige Entwicklung“ unterstützen wir die Hochschulen dabei, jenseits unmittelbaren ökonomischen Nutzenkalküls Lösungen für große gesellschaftliche Herausforderungen zu erarbeiten. Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre soll zur Leitidee der Hochschulentwicklung in Niedersachsen werden. Mit dem Programm ergänzen wir die bestehende Forschungsförderung des Landes. Denn Niedersachsen ist bereits jetzt in der Nachhaltigkeitsforschung gut aufgestellt. Wir haben vier Zentren für Nachhaltigkeit in Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück und Göttingen. Diese Stärke wollen wir weiter ausbauen. Mit dem neuen Programm kann Niedersachsen sich in der Nachhaltigkeitsforschung bundesweit an die Spitze setzen.
2. Wie soll das geschehen?
Unsere heutigen Probleme sind nicht allein mit technologischen Lösungen zu bewältigen. Wir wollen mit inter- und transdisziplinären Forschungskooperationen die großen gesellschaftlichen Herausforderungen begleiten wie die Energie-, Mobilitäts-, Ernährungs- und Agrarwende oder den demographischen Wandel. Unser Verständnis von nachhaltiger Entwicklung umfasst ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte.
3. Wer kann Anträge zum Forschungsprogramm einreichen?
An dem Programm können alle Niedersächsischen Hochschulen teilnehmen. Kooperationen mit wissenschaftlichen Partnern innerhalb und außerhalb Niedersachsens sind möglich. Es gibt drei Ausschreibungen von 2014 – 2016, die erste Antragsfrist endet am 15. März 2014. In einem bundesweit einzigartigen Verfahren werden alle Projekte öffentlich präsentiert und interdisziplinär begutachtet, bevor entschieden wird. Wir wollen die Beteiligung von Zivilgesellschaft, ohne die wissenschaftlichen Standards außer Acht zu lassen
4. Mehr Nachhaltigkeit in Forschung und Lehre ist eine langjährige grüne Forderung. Was bedeutet die Umsetzung für dich persönlich?
Am 5. September 2008 hatten wir mit der LAG Hochschule eine Klausur an der FH Wolfenbüttel. Damals war ich noch die thematisch zuständige Landtagsabgeordnete und Gerald Heere, jetzt Abgeordneter, war Sprecher der LAG Hochschule. Damals haben wir zum ersten Mal darüber diskutiert, dass es eine „visionäre grüne Anreizsteuerung“ geben müsse, die die Hochschulen dazu ermutigt, sich vermehrt einer Wissenschaft für Nachhaltige Entwicklung zu widmen. Diese Überlegungen haben wir stets weiter verfolgt und verfeinert, so dass sie auch Eingang ins grüne Wahlprogramm und in die rot-grüne Koalitionsvereinbarung gefunden haben. Im Wahlkampf haben wir eine Veranstaltung dazu in Hannover mit der Stiftung Leben und Umwelt gemacht, wo wieder deutlich wurde, dass es kreativer Wege bedarf, um Forschung und Wissenschaft für eine Nachhaltige Entwicklung – also für die Zukunftsthemen unserer Gesellschaft – voranzubringen. Fünf Jahre nach Geburt dieser Idee in der LAG durfte ich nun als Wissenschaftsministerin vor mehr als 200 WissenschaftlerInnen im Beisein von Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie, verkünden, dass vom Land über das Niedersächsische Vorab der Volkswagenstiftung für ein solches Forschungsförderprogramm 15 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden. Dieser Erfolg hat mir mal wieder gezeigt, dass es sich lohnt, Visionen zu haben und nicht locker zu lassen, wenn es darum geht, unsere Welt zu verändern.
5. Mit der Abschaffung der allgemeinen Studiengebühren wird ein anderer Baustein grüner Hochschulpolitik umgesetzt. Welche Projekte stehen für 2014 ganz oben auf deiner To-Do Liste?
Wir wollen die Fachhochschulen stärken und neue Studiengänge, wie z.B. in den Gesundheitswissenschaften, ausbauen.
Auch die Forschung an den Fachhochschulen wird gestärkt. Das ist für uns auch deshalb wichtig, weil Fachhochschulen der Motor für die regioale Entwicklung sind und sie den Nachwuchs an Fachkräften sichern.
Wir bauen die soziale Infrastruktur der Studentendenwerke aus. Dafür setzten wir bis 2018 rund 1,8 Millionen Euro ein. Die Details regeln wir in einer Vereinbarung mit den Studentenwerken.