Die Ems war lange ein Fluss in Not. Aufgrund ihres geringen Gefälles breitet sie sich bei Hochwasser schnell aus – daher wurde sie bereits früh eingedeicht. Doch mit der Eindämmung ging auch ein Verlust wertvoller Auwälder einher, die nicht nur Lebensräume für viele Arten boten, sondern auch natürliche Reinigungsfunktionen übernahmen.
Zudem wurde die Ems für die Schifffahrt – insbesondere für die Überführung großer Kreuzfahrtschiffe zur Meyer Werft in Papenburg – immer wieder vertieft. Das führte zu massiver Verschlickung und einem drastischen Rückgang des Sauerstoffgehalts im Wasser. Die Folge: Der Fluss wurde schmaler, tiefer – und verlor seine ökologische Vitalität. Fische verschwanden, die Artenvielfalt ging zurück, und die Wasserqualität sank auf ein bedenkliches Niveau.
Die EU reagierte mit einem angedrohten Vertragsverletzungsverfahren – verbunden mit hohen Strafzahlungen.
Der Masterplan
2015 hat Niedersachsen gehandelt: In einem breiten Bündnis aus Land, Bund, Naturschutzverbänden,
Ems-Anrainer-Ladkreise und der Meyer Werft wurde der Masterplan Ems beschlossen. Sein Ziel: Die Ems ökologisch zu stabilisieren und gleichzeitig als bedeutende Wasserstraße für die Region zu erhalten. Im Mittelpunkt standen fünf Handlungsfelder: die Reduzierung der Verschlickung, die Wiederherstellung flusstypischer Lebensräume, der Schutz von Vogelarten und ihren Brutgebieten, der Erhalt der Ems als Bundeswasserstraße sowie die Sicherung der regionalen Wirtschaft.
Erste Erfolge sichtbar
Heute – zehn Jahre später – zeigt sich: Viele Ziele wurden bereits erreicht. Neue Lebensräume für Wiesenvögel entstehen, Schöpfwerke für Fische wurden durchlässiger und erste ökologische Polder wurden geschaffen. Zwei neue Tidepolder sorgen seit diesem Frühjahr für naturnahe Flachwasserzonen
und Wattflächen, die einst typisch für die Ems waren.
Ein weiteres Schlüsselprojekt ist die geplante Tidesteuerung am Emssperrwerk: Sie soll – nach einem noch laufenden Planfeststellungsverfahren – ab 2027 in Betrieb gehen. Ziel ist es, mit Hilfe der Gezeiten gezielter Wasserbewegung zu steuern und so die Wasserqualität nachhaltig zu verbessern. Da sich durch die veränderten Wasserstände auch Auswirkungen auf den Emder Hafen ergeben, investiert das Land Niedersachsen dort in einen modernen Großschiffsliegeplatz, um die Infrastruktur zukunftsfest zu machen.
Noch nicht am Ziel – aber auf Kurs
Die Ems bleibt ein sensibles Öko-System. Verschlickung und Sauerstoffarmut belasten den Fluss weiterhin. Doch die Maßnahmen zeigen erste Wirkung. Zehn Jahre Masterplan Ems zeigen: Dank gemeinsamer Anstrengungen kommt Bewegung in einen Fluss, der lange stagnierte.