Mit regionalem Anbau Wertschöpfung in ländlichen Regionen fördern, Klima retten und bäuerliche Zukunft sichern. Proteine oder auch Eiweiße genannt, sind die Bausteine des Lebens. Sie finden sich in jeder Zelle und erfüllen dort als molekulare Werkzeuge unterschiedliche Aufgaben. Sie gehören zu den drei Hauptnährstoffen, die der Körper zum Erhalt benötigt und die mit der Nahrung aufgenommen werden müssen. Als proteinhaltige Nahrungsmittel gelten Eier, Fisch, Fleisch, Milchprodukte, Nüsse, Körnerleguminosen (Hülsenfrüchte) und nicht zuletzt die Quinoa-Pflanze, die auch alle 9 essentiellen Aminosäuren enthält, die von unserem Körper nicht selbst hergestellt werden können. Proteine für unsere Ernährung müssen demnach nicht tierischer Herkunft sein. Die Produktion“ von tierischem Eiweiß über die sogenannte „Veredelung“ Eiweißpflanzen an Tiere zu verfüttern, ist hoch ineffizient: Der Wirkungsgrad der Fleischproduktion liegt laut einer Untersuchung der Universität Augsburg im Durchschnitt bei nur zehn Prozent. Das bedeutet, dass man hier zur Herstellung einer Energieeinheit zehn Energieeinheiten aufwenden muss.
Vor dem Hintergrund größerer zu ernährender Bevölkerungszahlen, knapper werdender Anbauflächen und der Skandale in der Tierhaltungs- und Fleischindustrie suchen auch immer mehr Verbraucher*innen pflanzliche Eiweißalternativen.
Um Tierleid so gering wie möglich zu halten, dem Welthunger begegnen zu können, aus Gründen des Klimaschutzes und zum Schutz und zur Einsparung von Trinkwasser, ist es geboten, die Zahlen der landwirtschaftlich genutzten Tiere drastisch zu senken. Das gilt insbesondere für Niedersachsen, eines der „Nutztier“- reichsten Bundesländer.
Eiweißhaltige Leguminosen, wenn sie aus heimischen Anbau stammen, fördern nicht nur die Wertschöpfung in ländlichen Regionen, sondern bieten zahlreiche ökonomische wie ökologische Vorteile, die Umwelt, Natur und Landwirtschaft gleichermaßen nützen. Die Symbiose mit Knöllchenbakterien an den Wurzeln von Leguminosen stellt dem Boden Nährstoffe für das Wachstum zur Verfügung, die sonst in Form von synthetischem Dünger auf den Acker ausgebracht werden müssten. Sie reduzieren als früh wachsende Bodendecker chemische Pflanzenschutzmaßnahmen, vermehren den Humus im Boden, lockern die Ackerkrume, fördern das Bodenleben und reduzieren landwirtschaftliche Treibhausgasemissionen. Landwirte sparen also beim Pflügen, bei Pflanzenschutzmitteln und beim Dünger. Nicht zuletzt sind Ackerbohne, Erbse und Co Gentechnikfrei und bieten mit ihren Blüten eine hervorragende Nahrungsquelle für Insekten.
Internationale Unternehmensberatungen prognostizieren, dass bis 2029 der Markt für pflanzliches Eiweiß einen Umsatz von 140 Milliarden USDollar erreichen wird. Leguminosen bieten die Chance auf eine größere und attraktivere Produktpalette, da Leguminosenprodukte geschmacklich wie auch preislich längst wettbewerbsfähig sind. Konsumenten können sich mittlerweile schon zwischen Nudeln aus Erbsen-, Süßlupinen- oder Weizenmehl entscheiden. So wird auch die Nachfrage der deutschen Lebensmittelindustrie und -handwerk für hochwertiges Leguminoseneiweiß aus heimischen Anbau für andere Produktanwendungen immer größer.
In Niedersachsen ist aktuell eine Veredelungskapazität in sehr großem Maßstab gegeben, jedoch sucht diese regionale Lebensmittelindustrie vergeblich nach Lieferanten pflanzlicher Proteinquellen aus der niedersächsischen Landwirtschaft. Man ist auf Importe angewiesen. Hier im Agrarland Nr. 1 werden rund 30 % der Ackerflächen für den Getreideanbau und 60% der Ackerflächen für Tierfutter und Silomais für die Energieerzeugung eingesetzt.
Aktuell bestehen Vorbehalte vor allem bei den konventionellen Landwirten, da diese z.B. über die Förderungen von Silomais ihre Existenz gesichert sehen. Körnerleguminosen als anspruchsvollere Kultur schrecken konventionelle Landwirte ab, da nicht jede Leguminose auf jedem Boden gut wächst. Der gesamten Wertschöpfungskette in Niedersachsen fehlt es aktuell an Wissen und an Vernetzung von Zucht, Anbau, Aufbereitung und Verarbeitung. So muss z.B. die Trennung der Ernte von Stützkulturen und Leguminosen über moderne Sortier- und Filtermaschinen gewährleistet werden. Heimische Rohstoffbereitstellung, Verarbeitung und Produktentwicklung müssen an einen Tisch gebracht und Verbraucher über die positiven Wirkungen der Hülsenfrüchte aufgeklärt werden.
Bündnis 90/DIE GRÜNEN in Niedersachsen erkennen den Trend der Ernährungswende hin zu mehr pflanzlichen Proteinen. Leguminosen aus heimischen Anbau fördern die Wertschöpfung in ländlichen Regionen und bieten zahlreiche ökonomische wie ökologische Vorteile, die Umwelt, Natur und Landwirtschaft gleichermaßen nützen. Die Entwicklung neuer Produkte auf Basis alternativer Proteine bietet die Möglichkeit zur Differenzierung im globalen Wettbewerb und kann die Unabhängigkeit von volatilen Märkten verringern. Um zu verhindern, dass Niedersachsen eine zukunftsfähige Landwirtschaft verschläft und der ökologisch schädliche Import von Rohstoffen zunimmt, wollen wir den regionalen Anbau von Körnerleguminosen in Niedersachsen voranbringen. Um die Protagonisten einer umwelt- und klimafreundlichen Ernährungswende zu unterstützen braucht es Anschub und Förderung seitens des Landes. Dazu wollen wir:
- Forschung für Züchtung, Anbau, Produktentwicklung und zur Neuentwicklung von wettbewerbsfähigen Verfahrenstechniken fördern
- Integration des Themas in bestehende landwirtschaftliche und ernährungstechnische Ausbildungs- und Studiengänge
- Die Möglichkeiten der Förderung von Leguminosen mittels Agrar-Umwelt-Maßnahmen (AL1 – Anbau vielfältiger Kulturen) nutzen und entsprechend finanziell ausstatten.
- Kopplung von 2% der Direktzahlungen aus der GAP-Finanzierung an Eiweißfrüchte
- Förderung von Projekten und deren Beratung, die die gesamte Wertschöpfungskette vom Anbau bis zur Verarbeitung einschließen
- Gründung eines Netzwerkes „Hochwertige Eiweißpflanzen für die Humanernährung aus Niedersachsen“
- Regionale Proteinpartnerschaften mit der Entwicklung eines regionalen Labels unterstützen und fördern
- Informationskampagne zur Aufklärung der Verbraucher*innen und Verbraucher über die positiven Wirkungen von Körnerleguminosen auf Gesundheit*) und Umwelt
- Alleinstellungsmerkmale der besonderen Qualitäten wie z.B. Gentechnikfrei, Glutenfrei, Allergenfrei, etc. herausstellen