Am kommenden Montag jährt sich die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau zum 80. Mal. Dieser Tag erinnert an die systematische Verfolgung und Ermordung von Millionen Menschen durch das NS-Regime. Doch aktuelle Vorfälle in Niedersachsen verdeutlichen, dass Antisemitismus und Hass auch heute eine ernste Bedrohung darstellen. Kurz vor dem Gedenktag wurde in Osnabrück ein KZ-Mahnmal beschmiert und in Bissendorf (Landkreis Osnabrück) anonyme Drohbriefe mit antisemitischen Inhalten verschickt. Erst Ende 2024 marschierten Rechtsextreme durch Braunschweig. Gleichzeitig verzeichnet das Bundesinnenministerium einen Höchststand rechtsextremer Straftaten in Deutschland.
Spitzenkandidatin Filiz Polat mahnt, die Erinnerungsarbeit angesichts dieser Entwicklungen wieder zu intensivieren und nicht in ein ritualisiertes Erinnern zu verfallen. „‚Nie wieder‘ bedeutet eben nicht nur, den Verbrechen der Nationalsozialisten zu gedenken, es ist auch eine Verpflichtung an uns alle. Die Verpflichtung, antidemokratischen Kräften die Stirn zu bieten. Geschichte darf sich nicht wiederholen, die Erinnerung muss gelebt werden“, fordert Filiz Polat.
Schwindende Erinnerung
Besorgnis erregt auch eine aktuelle Umfrage der Jewish Claims Conference, die erhebliche Wissenslücken über den Holocaust besonders bei jungen Menschen offenbart. 18 Prozent der 18- bis 29-Jährigen in Deutschland wissen nicht, dass etwas sechs Millionen Jüdinnen und Juden ermordet wurden. Gleichzeitig äußerten 61 Prozent der Deutschen die Sorge, dass sich ähnliche Verbrechen wiederholen könnten.
„Das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau gehört zu den dunkelsten Kapiteln deutscher Geschichte. Auch in Niedersachsen finden sich Spuren der Verbrechen des Nationalsozialismus: Zwangsarbeitslager, Deportationen und die systematische Vernichtung jüdischen Lebens und tausender Sinti und Roma. Die schwindende Erinnerung darüber ist erschreckend. Die Vergangenheit verpflichtet uns, nicht nur zu Gedenken, sondern aktiv gegen Hass, Antisemitismus und Antiziganismus einzutreten. Wir stehen mit aller Kraft und Verbundenheit an der Seite der jüdischen Gemeinschaft und der Sinti und Roma in Deutschland. Es ist Aufgabe unserer Gesellschaft und des Rechtsstaates, Hass und Hetze keinen Raum zu geben“, betont Landesvorsitzender Dr. Alaa Alhamwi.
Für Filiz Polat gehört zur aktiven Erinnerungskultur auch die Anerkennung der zivilisatorischen Errungenschaften des 20. Jahrhunderts. „Das individuelle Recht auf Asyl ist entstanden aus den bitteren Erfahrungen zweier Weltkriege – verankert in der Genfer Flüchtlingskonvention. Wir haben eine Vorbildfunktion in Hinblick auf Rechtsstaatlichkeit und Menschlichkeit, die wir nicht verspielen dürfen. Dazu gehört, dass wir unserer humanitären Verantwortung gerecht werden, indem wir den sicheren Zugang zu Asyl stärken.“